24. November 2017

Das Gefecht im Hellebachtal am 29. Juni 1761 war unser Thema des Freitagstreffens, über das uns Gerd Grasse informierte. Vor dem Hintergrund des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) trafen französische und preußische Truppen aufeinander, die sich den ganzen Tag über bekämpften. Die preußischen Kontingente wurden dabei von den nachsetzenden Franzosen verfolgt und konnten sich den Tag über nicht erfolgreich von ihren Verfolgern absetzen.

Grasse ging im Weiteren auf die Kriegsschauplätze jener Auseinandersetzungen ein, die sich erstmals in der Geschichte über den ganzen Globus verteilten und dort ausgetragen wurden. Bei der Darstellung der Vorgänge am besagten Tag fielen diverse Ungereimtheiten der Überlieferung auf, die  wir in der anschließenden Diskussion zu erörtern versuchten. So etwa die in der Literatur angegebene Truppenstärke des preußischen Generals Spörcken, die mit 13.000 Mann angegeben wird, was als  zu hoch angesehen wurde.

Auch fiel auf, daß die Überlieferung keinerlei Angaben zum Zustand etwa der Zivilbevölkerung macht, was wir als ein weiteres Fehlen der Historiographie erkannten. Ganz allgemein waren wir der Meinung, die Zusammenhänge und erst recht auch die gesellschaftlichen Bedingungen des 18. Jahrhunderts seien heute nicht mehr angemessen dargestellt.

 


29. September 2017

Projekt Heimatmuseum Willebadessen - Entwurf einer Konzeption

 

Das erklärte Ziel unseres Projektes Heimatmuseum Willebadessen ist es die historische Entwicklung unseres Ortes und seiner Umgebung oder die als „Heimat“ charakterisierte Region (Regionalgeschichte) anhand von gesammelten Exponaten und Dokumenten zu veranschaulichen. Aussagefähige Objekte aus Geschichte, Kunst und Natur werden zusammengetragen und für die Nachwelt dauerhaft bewahrt. Wissenschaftlich dokumentiert und zeitgemäß präsentiert; vermittelt die Ausstellung von regionalen Sachzeugen die Grundlagen für das Verständnis der Gegenwart und erbringt so einen Beitrag zur Stärkung  des Wir-Gefühls der hier lebenden Menschen. Unser Museum soll ein weltoffenes Haus werden, das sich an den Bedürfnissen seiner Besucher orientiert.

Wesentliche Aufgabe eines Heimatmuseums ist das Sammeln, Bewahren, wissenschaftliche Aufbereiten von geschichtlichen und kulturellen Belegen und deren Vermittlung an die Besucher. Wir wollen aus Sammlungen ein Museum generieren. Eine Sammlung liegt in der Schublade, aber erst wenn sie der Öffentlichkeit zur Verfügung steht, wird daraus ein Museum.

 

Ein Heimatmuseum/Regionalmuseum „erfüllt eine unabdingbare öffentliche Aufgabe“, es ist wie alle Museen, Bibliotheken und Archive das zusammengetragene und verarbeitete Gedächtnis des kulturellen Erbes unserer Gesellschaft. Wir wollen jedem Bürger den Nutzen der Sichtbarmachung von Geschichte vor Augen zu führen. Wir wollen den Bürgern wie auch den politischen Mandatsträgern, den Vereinen und Institutionen erklären, dass die Visualisierung unserer Geschichte ein Instrument sein kann, der Negativentwicklung in vielen Bereichen unserer Stadt entgegen zu wirken. Die Inwertsetzung der eigenen Geschichte wird sich  in der Besucherfrequenz messen lassen. Das Projekt „Heimatmuseum“ ist keine Geschichtstümelei, sondern die Erkenntnis, dass die Inszenierung von Geschichte die Stadt attraktiver und wirtschaftlich erfolgreicher machen kann.

Wir beabsichtigen nur zum kleineren Teil eine statische Präsentation, sondern eher die Darstellung von thematischen Schwerpunkten. Das Museum ist als Tür zur Vergangenheit zu sehen, es soll den Zugang zum historischen Erbe des Ortes und seiner Umgebung vermitteln. Zielgruppe unserer Anstrengungen sind alle Altersgruppen und sozialen Schichten. Wir wenden uns an die Einheimischen der Ortes und der Umgebung, an die Zugezogenen, die Flüchtlinge, wie auch an Gäste, Besucher und Touristen.

 

Besonders am Herzen liegt uns die museumspädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Schulen, Verbänden und den örtlichen Vereinen wird angestrebt. Kontakte zu anderen regionalen Museen, die uns aus ihrem umfangreichen Erfahrungsschatz beraten können, bestehen bereits und werden weiterhin ausgebaut und gepflegt. Die Arbeit im Museum wird auf den Schultern von ehrenamtlichen Mitarbeitern liegen. Praktikanten und junge Menschen aus dem Bundesfreiwilligendienst  werden sie unterstützen. Als sachkundige Berater stehen uns bisher Herr Heinrich Müller und Professor Hans-Werner Wichert zur Verfügung.

Mit dem Aufbau des Museums erarbeiten wir uns einzelne Themenbereiche wie z.B. Alltagsgeschichte, wirtschaftliche Entwicklung, Kriege usw. Inhaltliche Schwerpunkte liegen bei der Waldwirtschaft und Holzverarbeitung, dem Flachsanbau und der Verarbeitung durch Spinnen und Weben, traditionelles Handwerk und dem Tourismus der 50er und 60er Jahre sowie der Wechselbeziehung Kloster/Stadt.

Eine Dauerausstellung zeigt die Themenbereiche  zu denen relativ umfangreiche Exponate zur Verfügung stehen oder angefertigt werden können. So z.B. Urkunden/Kopien zur Stadtentwicklung, Dokumente, Landkarten, Archivmaterial, Literatur, Fotografien und Dioramen. Ebenso handwerkliche Arbeitsplätze, historische Fundstücke aus der Egge, Flachsverarbeitung. Sonderausstellungen zu verschiedenen Themenbereichen wie z.B. Elisabeth Hauptmann, historische Fotographie und Fototechnik, die Willebadessener Mühlen, usw. sollen zum Mehrfachbesuch einladen.

Wir bauen zu den einzelnen Themenbereichen einen angemessenen Bestand auf, bei dem wir jedes einzelne Exponat auch wissenschaftlich erfassen und dokumentieren. Ein Grundbestand an Exponaten ist bereits vorhanden. Weitere Ausstellungsstücke könnten schon in den nächsten Wochen übernommen werden. Eine Archiv- und Regionalbibliothek zur Orts- und Landeskunde der Historischen Gesellschaft Willebadessen wird in den Museumsbestand integriert und weiter ausgebaut. Ein Bildarchiv, wie auch ein Kunst- und Grafikkabinett soll entstehen. Auch hierfür gibt es schon Bestände.

 

Mit der Museumsarbeit wollen wir ein Forum für die geschichtliche, kulturelle und politische Bildung schaffen und hier möglichst viele Menschen einbinden um das Museum zu einem identitätsstiftenden Ort der Begegnung und Diskussion werden zu lassen. Kunstausstellungen, Lesungen, Diskussionsforen, Präsentationen, Vorträge aus dem Kultur- und Bildungsbereich ergänzen das Angebot des Museums. Ein Museumscafé mit leckeren selbstgebackenen Kuchen und herzhaften Quiches lädt zum Entspannen und Verweilen nach dem Museumsbesuch ein. Das Café kann auch für besondere Veranstaltungen genutzt und gebucht werden und trägt damit auch zur Finanzierung des Gesamtprojekts bei.

Kurse werden für alle Altersgruppen und Schulklassen angeboten. So z.B. Einführung in die graphischen Techniken, Klosterküche, Einführung in alte Schriften, Buttermachen, Pflügen mit dem Holzpflug, Pilze suchen mit dem Fachmann, Museumskoffer, Stricken-Stopfen-Nähen, die Plattdeutsche Sprache, Spinnstube, Literaturkreis,  Papier schöpfen, Schmuckdesign, Straßennamen/Flurnamen und ihre Bedeutung usw.

Wir benötigen zum einen ein Leitbild mit einem eindeutigen Profil und zum anderen ein ausführliches, tragfähiges inhaltliches Konzept als Arbeitsgrundlage  für den Träger und als Basis für die Beantragung von Fördermitteln  wie auch zur Kommunikation mit den politischen Entscheidungsträgern. Die Gesamtkonzeption sollte zumindest aus den einzelnen Bereichen wie Sammlungsaufbau, Ausstellungskonzept, Veranstaltungskonzept, Marketing, und Finanzierung bestehen. Leitbild und Konzeption werden  regelmäßig überprüft und neugestaltet, um den sich in ständiger Veränderung begriffenen Herausforderungen und Tendenzen der gesellschaftlichen Entwicklung anzupassen.

Institutionelle Basis und Rechtsform ist als Initiator und Träger des Museums die „Historische Gesellschaft Willebadessen e.V.“ Eine Grundfinanzierung könnte sich ergeben aus Eigenmitteln, Förderkreis, erwirtschaftete Mittel, Drittmitteln, Zuwendungen der Stadt und Crowdfounding. Wir stellen uns einen schrittweisen Aufbau vor, den wir personell auch bewältigen können. Schon anfänglich werden geeignete Räumlichkeiten für erste Präsentationen, Arbeitsräume und Magazinräume in möglichst zentraler Ortslage benötigt. Für die Bereitstellung von Räumlichkeiten  und Hilfe bei den Betriebskosten werden wir auf das wohlwollende Entgegenkommen der Stadt Willebadessen angewiesen sein.

 

Für den Aufbau und die Entwicklung unseres Museumsprojekts streben wir die enge Zusammenarbeit mit dem LWL Museumsamt und dem Westfälischen Heimatbund an.

Mögliche Themenbreite, die beim Aufbau Berücksichtigung finden sollte:

 

1. Darstellung der geschichtlichen Entwicklung unseres Ortes anhand von Dokumenten, Urkunden /Kopien, Fotographien, Zeichnungen, Gemälden. Problematik der Darstellung von Stadtgeschichte als Konstrukt.

2. Darstellung einzelner, für die Ortsgeschichte bedeutender Ereignisse in Schautafeln, Dioramen u.a.

3. Gefecht im Hellebachtal 1761, Diorama,  Ausstellung in Vitrinen, Zeitdokumenten, Uniformen, Schautafeln, Kanonenkugeln, Musketenkugeln u.v.a.

4. Darstellung des Alltagslebens:

 - Fotoausstellungen zum Wandel des Stadtbildes

 - Diorama Lange Straße um 1900

 - Flüchtlinge 1945-1950, Baptisten und heutige Flüchtlingsproblematik

 - Gegenüberstellung    

5. Klosterleben in früherer Zeit             

6. Alte Eisenbahn

7. Behmburg/Karlsschanze/alte Verkehrswege

8. Religiöses Leben im Ort und in der Region

9. Die jüdische Gemeinde

10. Historie des örtlichen Vereinslebens

11. Wirtschaftsgeschichte des Ortes u. d. Region  z.B.  

 - Wald und Holzwirtschaft, Wilddiebe

 - Leiterbau   

 -Flachsgewinnung, Spinnen und Weben, Garn- und Zwirnherstellung, Bändchenweberei, Leinenweberei, (Webstuhl, Spinnräder, Flachsbreche, altes Willebadessener, Leinen und Garn usw. bereits vorhanden)

 - Handwerk, Präsentation/Rekonstruktion eines Schlosserarbeitsplatzes,  

 - Darstellung einer  kleinen Tischlerwerkstatt

 - Schaustellung von landwirtschaftlichen Arbeitsgeräten

 - Tourismus

 - mittelalterliche Glashütte in der Egge

 - Mühlen in Willebadessen

12. Darstellung einer bäuerlichen Küche zw. 1900 u. 1930

13. Darstellung eines ländlichen Badezimmers um 1930   

14. Wiedergabe von Wohnverhältnissen 

15. Sonderausstellungen:

 - Entwicklung der Fotografie (Bestand vorhanden)

 - Künstler des Ortes und der Region (Bestand vorhanden)

 - Die Zeit des Nationalsozialismus

 - Wirtschaftswunderzeit

 - Baptisten in Willebadessen

 - Ausstellung Heimat finden (Material vorhanden)

 - Flüchtlinge gestern – heute

 


25. August 2017

Erneut saßen wir beim Stammtisch zusammen, bei der die kleine Runde diverse Interna klären als auch sich über scheinbar unbedeutendere Themen der Lokalgeschichte austauschen konnte. So erschlossen wir das Soldbuch eines Vorfahren und übten uns in den Fertigkeiten des Lesens von Sütterlin. Weiterhin besprachen wir Fotrografien aus privater Hand, deren Aufnahmezeitpunkt und -hintergrund manchmal schnell, manchmal weniger klar geklärt werden konnte.

 


24. Juni 2017

Besuch der Podiumsdiskussion zum Thema Erneuerbare Energien versus Kulturlandschaft während des diesjährigen Westfalentags in Bad Lippspringe, organisiert vom Westfälischen Heimatbund. 

Seit das Schlagwort der Energiewende die Runde macht und der Ausbau von Anlagen zur Nutzung von Solarenergie und Windkraft Formen annimmt, stehen diesem Konzept kritische Stimmen gegenüber. Nicht zu Unrecht, wie die Diskussion zeigte. Denn vor allem kristallisierte sich während der etwa anderthalbstündigen Diskussion heraus, dass die Politik hier nicht selten zu vorschnell die Sache anging und nun zuweilen mit z. T. heftigem Widerstand zu rechnen hat. Symptomatisch die Beispiele aus dem Sauerland wie auch aus dem Kreis Minden-Lübbecke.

Allgemeiner Tenor war indes, meist trifft die Politik vor Ort auf willige Bürger, die den Ausbau nachhaltiger Energien gern unterstützen, dass sich aber im weiteren Verlauf dann Hindernisse aufzeigen, die nicht anders aus dem Weg geräumt werden (können) als Ausbau oder Repowering mittels Gerichtsbeschluss durchzusetzen, ohne die Bürgerschaft eingehender anzuhören oder ihr gar ein Mitspracherecht einzuräumen. Einig die Meinung aller Diskutierenden, dass sich besonders hinsichtlich der Einbeziehung der Betroffenen vor Ort deutlich etwas verbessern müsse. Denn den Menschen liegt weniger daran, die landschaftlichen Veränderungen zu unterbinden als vielmehr diese eingreifenden Neuerungen mitgestalten zu können.


28. April 2017

Auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung besprachen wir zuvorderst die anstehenden Termine und Projekte. Zudem ließ sich ein erstes objektives Resümee über Mitgliederstruktur und -beteiligung sowie das Vereinsleben und allgemeine Ziele treffen, da zum ersten Mal die Neuwahlen des Vorstandes anstanden und somit die Aufbauphase des Vereins unter die Lupe genommen werden konnte.

Als ein klassischer Schwerpunkt der Vereinsarbeit ist nach wie vor die Publikation historischer Texte. Hier wird die begonnene Reihe der Willebadessener Historischen Schriften weiter ausgebaut. Darüber hinaus bietet sich nun verstärkt an, ein Heimatmuseum zu planen, da uns immer mehr brauchbare Exponate überlassen werden. Als eine Art "Großprojekt" könnte zudem die historische Aufarbeitung des Raumes Alte Eisenbahn-Karlsschanze in Angriff genommen werden, da sich zeigt, wie sehr die Forschung an den dortigen Bodendenkmalen interessiert ist. Zuletzt besprachen wir die Möglichkeit einer Kooperation mit den hiesigen Schulen. 

Bei erstmals anstehenden Neuwahlen wurde der Vorstand einstimmig bestätigt. Als Schriftführer fungiert nun F.J. Strathausen.

 


31. März 2017

Einmal mehr trafen wir uns zu einem geselligen Stammtisch, um aktuelle wie auch anstehende Termine und Themen zu besprechen. So erörterte die Runde das inhaltliche Aussehen als auch äußerliches Erscheinungsbild des Probedrucks des kleinen Buches über Benedikta von Spiegel aus Helmern. Diese Schrift hatte der Eichstätter Heimathistoriker Richard Diener bereits 2012 veröffentlicht und uns nun erlaubt, ein eigenes Buch daraus zu machen, das wir in den kommenden Wochen herausgeben werden.

Das Gespräch ging daraufhin in Richtung eines weiteren Buchprojekts über Sagen und Märchen aus dem hiesigen Raum in Anlehnung an bekannte, aber bislang unveröffentlichte Manuskripte des Borlinghauser Ehrenbürgers Fritz Lippert zum gleichen Themenbereich. Weiterhin sprachen wir über mögliche Themen der kommenden Jahreshauptversammlung im nächsten Monat sowie die angeplante Termine im laufenden Jahr.

 


 

24. Februar 2017

Wer war Elisabeth Hauptmann?

Heute in ihrer elterlichen Heimat nahezu vergessen, war sie als Autorin und Herausgeberin eine wichtige Persönlichkeit in Bert Brechts Autorenkollektiv. Zudem arbeitete sie für den Suhrkamp Verlag und den Aufbau Verlag.

Im Jahr 1897 in Peckelsheim geboren, stammte sie aus einem großbürgerlichen Haushalt. Die Eltern waren gut situiert, Großvater und Vater arbeiteten als Ärzte. Die Großmutter stammte aus New York. Die Familie fuhr zur Sommerfrische auf die Insel Wright.

Elisabeth machte das Lehrerinnenexamen und konnte in einer Hausstelle als Lehrerin unterkommen.

1922 kam sie zum Studium nach Berlin und verdiente sich ihr erstes Geld mit Arbeiten für verschiedene Verlage.

1924 lernte sie in Berlin Bert Brecht kennen, durch den sie als Lektorin seiner Werke bei Kiepenheuer tätig wurde. In den Jahren 1925 bis 1927 kam zudem die Arbeit als eigenständige Autorin hinzu, und sie wurde mehr und mehr zur Vertrauten Brechts.

 

Ein wesentlichen Anteil der Gedichte und Stücke Brechts gehen auf Elisabeth Hauptmann zurück. So auch mit der Dreigroschen-Oper, von deren Aufführungen 12-15% der Tantiemen an sie gingen. Durch Brecht kam Hauptmann schließlich auch mit dem Marxismus in Kontakt.

Nach der Machtergreifung 1933 emigrierte Elisabeth Hauptmann in die Vereinigten Staaten, studierte zunächst Französisch in Saint Louis, siedelte nach Kalifornien um und war schließlich wieder ab 1941 in New York für Bert Brecht tätig.

Ab 1949 kehrte sie nach Deutschland zurück, wo sie in den 1950er Jahren zum wiederholten Mal für Brecht arbeitete. Nach dessen Tod 1956 gab sie den Nachlass Brechts bei Suhrkamp heraus. Elisabeth Hauptmann starb 1973 in Ost-Berlin. Ihr Nachlass liegt in der Akademie der Künste.

 

Es entspannte sich eine Diskussion über das seltsame Vergessen dieser doch recht historischen Person, die ja nicht ohne Wirkung geblieben war. Allgemeiner Eindruck war eine Persönlichkeit, die, behütet aufgewachsen, durchaus resolut durch das Leben zu gehen verstand, aber dennoch stets in einer emotionalen Abhängigkeit zu Bert Brecht gefangen gewesen zu sein scheint.

 

 

24. Februar 2017

Wer war Elisabeth Hauptmann?

Heute in ihrer elterlichen Heimat nahezu vergessen, war sie als Autorin und Herausgeberin eine wichtige Persönlichkeit in Bert Brechts Autorenkollektiv. Zudem arbeitete sie für den Suhrkamp Verlag und den Aufbau Verlag.

Im Jahr 1897 in Peckelsheim geboren, stammte sie aus einem großbürgerlichen Haushalt. Die Eltern waren gut situiert, Großvater und Vater arbeiteten als Ärzte. Die Großmutter stammte aus New York. Die Familie fuhr zur Sommerfrische auf die Insel Wright.

Elisabeth machte das Lehrerinnenexamen und konnte in einer Hausstelle als Lehrerin unterkommen.

1922 kam sie zum Studium nach Berlin und verdiente sich ihr erstes Geld mit Arbeiten für verschiedene Verlage.

1924 lernte sie in Berlin Bert Brecht kennen, durch den sie als Lektorin seiner Werke bei Kiepenheuer tätig wurde. In den Jahren 1925 bis 1927 kam zudem die Arbeit als eigenständige Autorin hinzu, und sie wurde mehr und mehr zur Vertrauten Brechts.

 

Ein wesentlichen Anteil der Gedichte und Stücke Brechts gehen auf Elisabeth Hauptmann zurück. So auch mit der Dreigroschen-Oper, von deren Aufführungen 12-15% der Tantiemen an sie gingen. Durch Brecht kam Hauptmann schließlich auch mit dem Marxismus in Kontakt.

Nach der Machtergreifung 1933 emigrierte Elisabeth Hauptmann in die Vereinigten Staaten, studierte zunächst Französisch in Saint Louis, siedelte nach Kalifornien um und war schließlich wieder ab 1941 in New York für Bert Brecht tätig.

Ab 1949 kehrte sie nach Deutschland zurück, wo sie in den 1950er Jahren zum wiederholten Mal für Brecht arbeitete. Nach dessen Tod 1956 gab sie den Nachlass Brechts bei Suhrkamp heraus. Elisabeth Hauptmann starb 1973 in Ost-Berlin. Ihr Nachlass liegt in der Akademie der Künste.

 

Es entspannte sich eine Diskussion über das seltsame Vergessen dieser doch recht historischen Person, die ja nicht ohne Wirkung geblieben war. Allgemeiner Eindruck war eine Persönlichkeit, die, behütet aufgewachsen, durchaus resolut durch das Leben zu gehen verstand, aber dennoch stets in einer emotionalen Abhängigkeit zu Bert Brecht gefangen gewesen zu sein scheint.